Rundgang um die Kapelle

I. Rundgang um die Disibodenberger Kapelle in Bad Sobernheim

1. Aedicula-Portal (lat.: Häuschen): Das architektonisch gerahmte Portal versinnbildlicht als Kleinform das ganze Gotteshaus. Dem entsprechend ist im Bogenfeld (Tympanon) die Kreuzigung dargestellt. Aussage: Dieses Gebäude ist eine Kirche, denn in ihm wird die hl. Messe, also das Gedächtnis des Kreuzopfers Christi, gefeiert.

Das Portal-Bogenfeld ist das einzige mit figürlichem Schmuck, das in der Nahe-Glan-Region aus dem Mittelalter erhalten blieb.Es zeigt Christus am Kreuz, darüber auf einem Spruchband "INRI" (Iesus Nazarenus Rex Iudeorum = Der Nazarener Jesus, König der Juden). Sonne und Mond stehen für die Verdunkelung beim Tod Christi, von der die Evangelien berichten. Seitlich des Kreuzes stehen Maria, die Mutter Jesu, und sein Lieblingsjünger Johannes (Evangelist), daneben zwei Engel, die Weihrauchfässer schwingen, wie es bei der hl. Messe, der Feier des Kreuzopfers Christi, ebenfalls üblich ist. Ein Lamm, das kaum noch als solches erkennbar ist, weist am Kreuzfuß auf Christus, das Opferlamm Gottes, hin.

Gemäß den Ordensregeln verzichten die Zisterzienser auf bauplastischen Schmuck. Mit der Zeit weichte diese Regel aber soweit auf, dass die Bauplastik auf exponierte Stellen der Gebäude, wie hier auf das Portal, beschränkt blieb. Der Architekturrahmen des Aediculaportales stützt sich auf zwei Kapitelle, von denen eines durch den Kellerhals überdeckt ist. Nach Zisterzienser-Tradition schließen die Kapitelle nicht Säulen ab, sie sind vielmehr als Konsolen gestaltet. Ein Gesicht schmückt den Teil des Kapitells, an dem die Säule ansetzen würde. Darüber erheben sich Fialen, die mit Blendmaßwerk geschmückt sind. Sie stehen für den stabilisierenden Abschluss von Strebepfeilern, die gotische Gebäude flankieren, um den Schub der Gewölbe abzufangen. Der reich profilierte Kielbogen (Eselsrücken) entspricht dem Dach, ist mit Kriechblumen (Krabben) verziert und endet in einer Kreuzblume (vgl. II.3.b).

Zuletzt wurden 1985 aufwändige Erhaltungsmaßnahmen an der Kreuzigungsgruppe durchgeführt. Dabei wurde eine Konsolfigur, die einen Bauhandwerker darstellt, im Winkel zwischen Türsturz und -gewände freigelegt. Sie wurde zum Schutz wieder vermauert. Ein Pendant dürfte sich auf der gegenüberliegenden Seite befinden, die vom Kellerhals verdeckt wird.

2. Strebepfeiler, die die Kapelle flankieren, sind nur am Chor notwendig, da sie nur dort den Seitenschub des Gewölbes aufnehmen müssen. Nach Planänderung wurde am Langhaus auf ein Steingewölbe verzichtet, weshalb Strebepfeiler dort nur einheitlicher Gestaltung dienen. Die Mauernasen, die die Chorwände nach Westen abschließen, zeugen von einer Planänderung, nach der die Langhauswände niedriger aufgeführt wurden als die des Chores, obschon Chor und Langhaus gleich hoch geplant waren. Ausgeführt wurde der ursprüngliche Plan des Meisters Heinrich Murer von Beckelnheim an der evangelischen Kirche im nahen Abtweiler.

3. Sakristei: Außen ist in der Ostwand ein vermauertes Fenster zu sehen, das vom späteren Doppelfenster überschnitten wird. Der Zierrat des gefasten Rahmens ähnelt dem der Holzpfoten, die seit 1566 die Decke über dem Hochparterre tragen (vgl. II.2.d).

Der Piscinen-Ablauf (Becken zur Reinigung der Kultgefäße) ähnelt einer Schießscharte. Innen zeigt die Piscina das originale Bodenniveau an; es ist heute 0,7 m höher. Piscinen laufen stets auf geweihten Boden aus; Wein und Brot dürfen nach Wandlung in Leib und Blut Christi nicht in eine Kloake gelangen. Die Störung an Kaffgesims und Mauersockel beweist, dass die Aussentüre nicht original ist. Die mäanderförmige Türklinke gleicht denen am Haus Wandesleben Malteserstr. 1 (um 1815). Die Südwand zeigt Entlastungsbögen, die die Last über der vermauerten Verbindungstüre zum Chor abfingen, die früher der einzige Zugang zur Sakristei war.



4. Das Gewände des spätgotischen Portals ist im unteren Teil beim Einbau eines oben gerade abschließenden Tores weggemeißelt worden. Auch wurde ein grob behauener Türsturz eingebaut und das Bogenfeld darüber ausgemauert. In der kleinen rechteckigen Öffnung endet der Kamin eines Herdes, der im 2. Weltkrieg eingebaut wurde (vgl. II.1.dd).

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